Antonovskys Untersuchung
Antonovsky führte anhand einer Gruppe von Frauen, die in jungen Jahren in Konzentrationslagern inhaftiert gewesen waren, eine Studie zur
Anpassungsfähigkeit durch.
Trotz der Vorbelastung durch die Erlebnisse im Konzentrationslager gab es Frauen, die Antonovsky als körperlich und geistig völlig gesund
einstufte. Sie schienen körpereigene Ressourcen zu besitzen, die sie obgleich der schlimmen Erfahrungen (Stressoren) gesund hielten. Durch Antonovskys Untersuchung wurde der
bis dahin übliche Fokus der Wissenschaft auf die Entstehung von Krankheit (Pathogenese) durch die Aspekte der Salutogenese erweitert.
Es stellte sich klar heraus, dass es große Unterschiede zwischen der Herangehensweise an der Heilung einer Erkrankung aus
salutogenetischer oder pathogenetischer Sicht gibt. Pathogenese versucht Krankheit zu vermeiden. Salutogenese hingegen versucht
Selbstheilungskräfte und Ressourcen zu stärken.
Somit rückte in der weiteren Forschung die Frage in den Mittelpunkt, wie Gesundheit entsteht und wie sie erhalten werden kann.
Das Kohärenzgefühl
Eng mit der Salutogenese verknüpft ist das Kohärenzgefühl. Dieses erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl sowie eine tiefe innere
Zufriedenheit mit sich selbst und der Welt. Drei Komponenten sind für das Kohärenzgefühl von Bedeutung:
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Verstehbarkeit: Die Welt und ihre Zusammenhänge zu verstehen.
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Handhabbarkeit: Die Fähigkeit, handelnd in die Geschehnisse einzugreifen.
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Sinnhaftigkeit: Die Erkenntnis über den Sinn der Ereignisse.
Diese drei Eigenschaften entwickelt grundsätzlich jeder Mensch. Je nachdem, wie stark diese ausgeprägt sind, können Menschen unterschiedlich gut
mit Krisen umgehen - beispielsweise mit einschneidenden Erlebnissen, wie dem Tod eines Familienmitgliedes oder mit einer Erkrankung.
Resilienz und Salutogenese
Die beiden Begriffe Resilienz und Salutogenese stehen eng miteinander in Verbindung. Resilienz bedeutet
Widerstandsfähigkeit. Je widerstandsfähiger ein Mensch ist, desto gesünder bleibt dieser. So gibt es Menschen, die selten krank werden, obwohl sie vielen potentiell krankmachenden
Umständen ausgesetzt sind. Denn sie sind fähig, in kritischen Situationen auf persönliche Ressourcen zurückzugreifen und eine Krise als Möglichkeit der Weiterentwicklung
anzusehen.
Wie bleibe ich gesund?
Abschließend ist festzuhalten, dass Gesundheit ein Prozess und kein Zustand ist. Es gibt immer Phasen im Leben, in denen Krankheit oder
Gesundheit überwiegt. Doch eine ausgewogene Lebensweise, die Widerstandsressourcen fördert und im Sinne der Salutogenese attraktive Gesundheitsziele setzt, ist die beste
Voraussetzung, um langfristig gesund zu bleiben.
nach Auszügen aus: Wydler, Kolip, Abel (Hrsg.), Salutogenese und Kohärenzgefühl